„Auf den Spuren von Martin Luther“
Autorin: Barbara Abele-Emich
Wir fuhren also “Auf den Spuren von Martin Luther” vom 2.-7. Oktober 2018 nach Erfurt, Eisenach und auf die Wartburg, nach Eisleben und Wittenberg und bekamen einen guten Überblick über das Leben und die Überzeugungen des Reformators. Wie immer hat Schwester Elisabeth die Reise hervorragend organisiert, für ausreichend Speis und Trank gesorgt und überall informative Stadtführungen gebucht.
1501 kam Luther nach Erfurt um zu studieren und verbrachte hier 10 Jahre seines Lebens. Am 17.7.1505 trat er in das Augustinerkloster ein, wo er am 2.5.1507 seine erste Messe las. Das Augustinerkloster ist heute ein Seminarhotel, in dem wir nächtigten und das wir besichtigten, darunter auch die sehr karge Mönchszelle Luthers. Der Anlass für seinen Eintritt in das Kloster ist bekannt – das Gelöbnis beim Gewitter. Und warum wählte er das Kloster der Augustiner Eremiten? Dort konnte ein Mönch die Ideale von strenger Askese mit dem Studium der Theologie verbinden. 1506 legt er das Ordensgelübde ab und begann 1507 zu studieren (promovierte allerdings im Oktober 1512 in Wittenberg) und feierte seine erste Messe am 2.5.1507 im Erfurter Dom. In der ältesten Pfarrkirche Erfurts, der Michaeliskirche, fand dann 1520 die erste evangelische Predigt statt.
Der Stadtführer zeigte uns die Krämerbrücke, die Predigerkirche, wo die erste evangelische Predigt gehalten wurde, den Domberg mit den Kirchen St. Marien und St. Severi – ein sehr schönes Kirchenbauensemble, das allerdings durch einen Jahrmarkt mit Riesenschaukel und Riesenrad direkt davor etwas beeinträchtigt war. In der Marienkirche gibt es auch ein sehr schönes Altarbild von Lucas Cranach; diesem Maler sind wir im Laufe unserer Reise noch öfter begegnet. Apropos Begegnung: beim Abendessen hatten wir Luther persönlich zu Gast!
Ab 1498 besucht Luther die Lateinschule in Eisenach und wohnte dort bei der Familie Cotta, deren enge Kontakte zu den Franziskanern seine Entscheidung, Mönch zu werden, geprägt haben sollen.
Interessant war im Lutherhaus eine Ausstellung, die sich mit Luthers Bibelübersetzung und ihrer Wirkung auf Literatur, Musik und Sprache befasste – “Wem hat Luther aufs Maul geschaut”. Luther selbst gab nach der Theologie der Musik die “höchste Ehre” und schuf die Voraussetzung für die Entfaltung der evangelischen Kirchenmusik. Er komponierte 37 Lieder, von denen Johann Sebastian Bach 30 in seinen Kantaten vertonte. In Eisenach ist auch Bach geboren und dessen Nachkommen waren von 1665 bis 1797 Organisten in der Georgenkirche. Am 2.Mai 1521 predigte Luther in der Georgenkirche, 2 Tage später erfolgte die Entführung auf die Wartburg.
Luther befand sich bis März 1522 als “Junker Jörg” auf der Wartburg, da Kurfürst Friedrich der Weise von der Zusage des freien Geleits von Kaiser Karl V nicht überzeugt war. Die Wartburg gilt als Geburtsstätte der Lutherbibel. Luther selbst berichtet, er sei auf der Wartburg vom Teufel belästigt worden. Mit seiner Aussage, er habe daraufhin „den Teufel mit der Tinte vertrieben“, bezog er sich auf seine Bibelübersetzung. Später wurde dieses Lutherzitat dahingehend gedeutet, er habe mit einem Tintenfass nach dem Teufel geworfen. Besuchern der Wartburg wurde schon im 18. Jahrhundert in Luthers Stube ein Tintenfleck gezeigt. Dieser Fleck, der regelmäßig erneuert und nachgefärbt werden musste, nachdem Besucher immer wieder kleine Putzstücke als Andenken mit nach Hause genommen hatten, war bis in das vergangene Jahrhundert hinein in der Lutherstube zu sehen.
Im Museum finden sich eine von Luther handschriftlich kommentierte Bibel, aber auch Bilder von Lukas Cranach und Plastiken von Tilman Riemenschneider.
Die Burg war 1067 gegründet worden, verfiel dann im Laufe der Jahrhunderte und wurde im 19. Jahrhundert spätromantisch und historisierend wieder aufgebaut und Moritz von Schwind fertigte einen großen Freskenzyklus an.
Luther wurde in Eisleben am 10.November 1483 geboren und einen Tag später in der St. Petri-Pauli Kirche getauft. Diese Kirche ist heute in eine sehr schöne moderne Taufkirche mit einem großen Wasserbecken für die Erwachsenentaufe umgebaut. Interessant war zu hören, dass die Erwachsenentaufe sehr großen Zuspruch findet, weil es zu Zeiten der DDR kaum Säuglingstaufen gab.
Luther starb auch in Eisleben am 18.2.1546, am 14.2. stand er zum letzten Mal auf der Kanzel der Andreaskirche, wo er die Predigt allerdings wegen eines Schwächeanfalls abbrechen musste.
Luther verbrachte den größten Teil seines Lebens in Wittenberg: er studierte dort, veröffentlichte seine 95 Thesen, heiratete Katharina von Bora und wurde am 22.2.1546 in der Schlosskirche beigesetzt. Luther wohnte im Lutherhaus zuerst als Mönch und dann mit seiner Familie. Seit 1883 ist das Haus das größte reformationsgeschichtliche Museum. Herzstück ist die Lutherstube, die weitgehend noch im Originalzustand vorhanden ist.
Unsere Bootsfahrt auf der Elbe fiel leider dem Niederwasser zum Opfer, dafür fuhren wir in einem kleinen Zug durch die hübsche Altstadt, wo besonders das Melanchthonhaus, die Cranachhöfe und die Marienkirche mit dem Reformationsaltar von Lukas Cranach zu erwähnen sind. In der Marienkirche wurde übrigens die Messe erstmals in deutscher Sprache gefeiert und das Abendmahl in beiderlei Gestalt ausgeteilt – sie wird deshalb als Mutterkirche der Reformation bezeichnet.
Es war eine sehr informative Reise, wir haben viele Spuren von und zu Martin Luther gefunden und erfahren, wieviel Sprachgewalt und Überzeugungskraft und Mut zum Bruch mit allgemein anerkannten Institutionen er besessen hat; wieviel Einfluss er auf Theologie und Kirchenpolitik nahm und welche Veränderungen in der Gesellschaft er bis heute bewirkt hat. Seine Herkunft als Augustinermönch konnte er jedoch nicht verleugnen, davon hat sich dann die reformierte Reformation gelöst.