„Lichte Momente“

Epheserbrief 5, 6-17

Harald Kluge

6 Lasst euch von niemandem verführen, der euch durch sein leeres Geschwätz einreden will, dass dies alles harmlos sei. Gerade mit einem solchen Verhalten ziehen die Menschen, die Gott nicht gehorchen wollen, seinen Zorn auf sich. 7 Darum macht mit solchen Leuten nicht gemeinsame Sache! 8 Früher habt auch ihr in Dunkelheit gelebt; aber heute ist das anders: Weil ihr mit dem Herrn verbunden seid, seid ihr im Licht. Darum lebt nun auch wie Kinder des Lichts, Menschen, die zum Licht gehören! 9 Ein solches Leben führt zu aufrichtigem Gutsein, Gerechtigkeit und Wahrheit. 

10 Prüft in allem, was ihr tut, ob es Gott gefällt. 11 Lasst euch auf keine finsteren Machenschaften ein, die keine gute Frucht hervorbringen, im Gegenteil: Helft, sie aufzudecken. 12 Denn was manche im Verborgenen treiben, ist so abscheulich, dass man nicht einmal davon reden soll. 13 Doch wenn durch euch das Licht Gottes auf diese Dinge fällt, werden sie erst richtig sichtbar. 14 Was Gott ans Licht bringt, wird hell. Deshalb heißt es auch: »Erwache aus deinem Schlaf! Erhebe dich von den Toten! Und Christus wird dein Licht sein.« 

15 Achtet also genau darauf, wie ihr lebt: nicht wie unwissende, sondern wie weise Menschen. 16 Nutzt die Zeit, so gut ihr könnt, denn wir leben in einer schlimmen Zeit. 17 Seid nicht verbohrt; sondern begreift, was der Herr von euch will!

Epheser 5, 6-17

Haben wir begriffen, was Gott will? Manche in den USA sehen gerade im Überleben vom Herausforderer bei der Präsidentschaft den Willen Gottes klar vor Augen. Das müssen doch auch die letzten Hinterwäldler in Washington und New York kapieren: Es sei Gottes Wille gewesen. Wie es wohl demnach auch Gottes Wunsch entsprochen haben muss, dass ein zweifacher Familienvater, der 50jährige Feuerwehrmann Corey Comperatore, bei dem Attentatsversuch erschossen worden ist.

„Seien wir nicht verbohrt, sondern begreifen wir, was Gott von uns will!“, schreibt Paulus an die christliche Gemeinschaft in Ephesus. Und ja, wir leben in einer schlimmen, einer bösen Zeit – also das gilt für  damals und für heute und eigentlich für immer. Denn das Paradies ist lang vergessen und wir haben keine Option für eine Rückkehr dorthin. Denn Gott hat seine Kerubim davor als Wachen aufgestellt, mit dem lodernden Flammenschwert werden sie alle, die es versuchen, erfolgreich abschrecken.

Und wir sollen uns auch gar nicht zurückwünschen in ein Paradies, das es so nicht gegeben hat – denn wie paradiesisch kann ein Zustand sein, in dem wir nur mit einem Menschen unser ganzes Leben bis in alle Ewigkeit verbringen müssen?

Paulus macht uns allen ein Kompliment, wenn wir genau hineinlesen: Wir sind weise, klug, wissend, gebildet – manche mehr, manche weniger – aber daher dürfen wir nicht so tun, als wären wir dümmer als wir sind, blöder, ungebildeter als wir sind. Eva und Adam haben mit ihrem Akt grenzenloser Dummheit oder grenzenloser Neugier und aus einem Forscherdrang heraus in die Frucht gebissen. Von da an können wir Menschen zwischen gut und schlecht,  gerecht und ungerecht, wahrhaftig und lügnerisch, herzlich und bösartig unterscheiden.

Die meisten hätten da einen ganz guten Gradmesser, einen inneren Kompass, eine innere Stimme, ein Bauchgefühl, das mit Gottvertrauen zusammen uns gute oder sagen wir bessere Entscheidungen treffen lassen kann.

Das alles ist mit Vorsicht zu genießen. Und wenn Jesus selbst zu den tausenden Menschen bei dieser berühmten Predigt am Hang des Berges gesagt hat: „Ihr seid das Licht der Welt! Ihr könnt und ihr werdet schließlich mit Gottes Geist die dunkelsten Ecken ausleuchten und Licht in die Finsternis bringen!“

Alle Menschen, die an diesem Tag dabei waren und dann davon gehört haben und bis heute einander davon erzählen, sind vielleicht Lichter gewesen. Aber manche Menschen haben ihr Leuchten gewiss so gut versteckt, dass jenes Bild von Jesus mit dem Eimer, dem Bett, unter dem eine Lampe keinen Schein verbreiten kann, ein zutreffendes und prophetisches ist.

Paulus will uns mit diesem Bild anzünden, begeistern für die gute Botschaft, die fröhliche Botschaft: Wir können aufwachen, müssen aufwachen, und wir müssen uns gegenseitig aufwecken! Selbst die Toten kehren zurück und werden zu Lichtern. Ganz anders als die gesamte Zombiekultur uns glauben machen will. Die Walking Dead werden keine geistlosen dumpfen stumpfen hirnverbrannten mordenden Horden sein. Sondern auch sie werden leuchtende Botinnen und leuchtende Boten sein, die nicht Dunkelheit und Finsternis verbreiten sondern diese erhellen.

Christus wird unser Licht sein! Das größte Licht und jenes Licht, an dem wir uns anzünden, entzünden, aufladen lassen können. Wenn wir der Botschaft und den Worten von Jesus folgen, dem Geist Gottes dabei Raum geben und das Gute propagieren, kann es heller werden, wenn auch nicht ganz.

Alles Dunkle und Finstere soll ans Licht kommen, aber ist es auch gut, alles aufzudecken? Wie weit geht dieser Aufdeckerdrang? Sind alle Mittel recht, um wirklich alles aufzudecken?

Klar, manches ist unaussprechlich, schändlich und man mag sich manche Gräueltaten nicht vorstellen. Und Paulus rät, auch nicht darüber zu sprechen. Lassen wir die Gerichte darüber urteilen, jene die an Prozessen beteiligt sind, sich damit beschäftigen. Ich will bestimmt nicht von allen Straftaten, die begangen werden, erfahren. Das würde jeden von uns überfordern. Aber vertuscht und verdunkelt und schon gar verharmlost darf es natürlich auch nicht werden.

Lassen wir uns selbst in keine finsteren Machenschaften hineinziehen – das ist ein sehr kluger Ratschlag, den uns Paulus hier gibt. Lassen wir uns nicht verführen, und schmeichlerisch einreden und einlullen. Wenn wir etwas als falsch und klar unmenschlich, schädlich erkennen, dann dürfen wir die Scheinwerfer einschalten.

So gesehen, propagiert hier Paulus alle Aufdeckerjournalistinnen und -journalisten als Lichtbringer.   Und woran merken wir, ob es wirklich Licht und nicht dunkles Licht ist, mit dem wir herumleuchten und vielleicht unsere Mitmenschen blenden? Prüfen, in allem, was wir tun, ob es Gott gefällt. Und das wird es wohl eher, wenn uns ein solches Leben zu Aufrichtigsein, Gutsein, Gerechtigkeit und Wahrheit führt. Aber Skepsis bleibt, denn früher meinte man und in manchen rückschrittlichen Gegenden meint man es heute noch, Homosexualität sei eine Sünde, Schwangerschaftsabbrüche seien eine Sünde, das Zölibat, die Beichte, das Pilgern und der sonntägliche Gottesdienstbesuch hingegen seien gottverordnet. „Also leben wir doch wie Kinder des Lichts!“ Zeit wirds, würde Paulus heute schreiben.

Johann Wolfgang von Goethes letzte Worte sollen gewesen sein „MEHR LICHT!“